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Gutenbergs Erben

Gastkommentar


Leid und Leidenschaft

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19.01.1998 Gastkommentar
Leid und Leidenschaft

Die Geschicht der Titanic kennt eigentlich jeder. Am 10. April 1912 läuft die "Titanic", das zu jener Zeit größte Schiff der Welt, zu seiner Jungfernfahrt aus und macht sich von Southampton aus auf den Weg nach New York. Am 14. April 22.40 Uhr kollidiert sie mit einem Eisberg. Das Aus für das "unsinkbare" Schiff. Am frühen Morgen des 15. Aprils um 2.20 Uhr versinkt der stolze Titan und reist 1495 Menschen mit sich in die Tiefe. Soweit die Fakten.

Doch was James Cameron in seinem Leinwandepos daraus macht ist so viel mehr: eine romantische Liebesgeschichte, ein packendes Katastrophendrama und beeindruckende Orginalbilder des Wracks unter 3800 Metern Atlantischem Ozean.

Jack Dawson (Leonardo DiCaprio aus "Romeo und Julia"), der seine Dritte-Klasse-Überfahrt fünf Minuten vor Auslaufen in einer Southamptoner Hafenkneipe beim Poker gewonnen hat, lernt auf dem Schiff die schöne und unglücklich verlobte Rose DeWitt Bukater (Kate Winslet aus "Sinn und Sinnlichkeit") kennen und lieben. Rose's Mutter hatte das Mädchen lukrativ mit einem gut situiertem Genleman (Billy Zane) verlobt. Doch ihr Herz schlägt nicht für ihn, es schreit nach Freiheit. Als sie in ihrer Verzweiflung ihr Leben den kalten Fluten des Atlantiks anvertrauen möchte, wird sie von Jack errettet. Jack ist ihre Fahrkarte in die Unbeschwertheit. Heimlich erlebt sie mit ihm all das, was sich für ein Mädchen aus ihrem Stande nicht ziemt. Als sie sich endgültig entschieden hat, aus ihrem verhaßten Leben auszusteigen und mit Jack glücklich zu werden, kommt es zur Katastrophe. Dramatisch verwinden sich die Geschichte einer Liebe und das Schicksal von Hunterten in einer verzweifelten Schlacht mit der eisigen See.

Erschreckend packend und realistisch setzt Cameron den Überlebenskampf der Verzweifelten in Szene und läßt den Zuschauer die Todesangst mitdurchleben. In all dem Chaos kämpft die junge Liebe bis zum Ende gegen die Rachsucht des eifersüchtigen Verlobten. Die beeindruckende Leistung der jungen Darsteller läßt die prickelde Erotik zwischen Jack und Rose und den verzweifelten Kampf ums Überleben überzeugend und fesselnd miterleben. So ist es kein Wunder, daß Leonardo DiCaprio schon heute, im Alter von 23 Jahren, als einer der größten jungen Schauspieler in Hollywood gilt.

Über drei Stunden fesselt der Regisseur sein Publikum an die Sitze, und es wird keinen Moment langweilig. Der beeindruckende, fast orginalgetreue Nachbau der Titanic und grandiose Überblenden machen den Film zu einem wahren Kino-Erlebnis. Wärend Jack und Rose noch auf der Bug-Reling der stolzen Titanic schweben, versinkt die Welt um sie in 3800 Metern auf den Meeresgrund. Dieses Spiel mit Orginalaufnahmen der in der Tiefe ruhenden Titanic und der Rahmenhandlung auf einem Schatzsucher-Schiff im Jahre 1996, auf dem ein pseude-wissenschaftlicher Grab-Räuber nach einem Diamant auf der Titanic sucht, geben der Geschiche einen Hauch von Autentizität.

Was stören dabei schon die kleinen Fehler, die sich in diesem gigantischen Werk eingeschlichen haben. So ist es doch sehr merkwürdig, daß die Schatzsucher eine Kohlezeichnung, die sein Schöpfer Jack nicht einmal fixiert hat, nach 84 Jahren fast unversehrt aus den Tiefen bergen. Ein weiterer peinlicher Fehler ist, daß bei der Film-Titanic in voller Fahrt alle Schlote Rauchen, wobei beim Original die vierte Röhre nur eine Atrappe war, die als Lüftung diente.

Aber trotz dieser Kleinigkeiten ist dies einer der beeindruckendsten und besten Streifen, den ich je gesehen habe: ein Film zum Mitlachen, Mitbangen, Mitweinen und Mitzittern. Einfach rundum gelungen. Ich weiß nicht, ob Hollywood heute noch in der Lage ist, Filmlegenden wie "Casablanca", "Lawrence von Arabien" oder "Jenseits von Afrika" zu produzieren. Aber wenn ja, so muß man "Titanic" sicherlich dazu zählen.

Paramount Pictures und 20th Centurie Fox haben ihr Geld wirklich gut angelegt. Auch wenn der Film mit 285 Mio. Dollar nicht nur sein Etat um 160 Mio. Dollar sprengte sondern alles bisher dagewesene in den Schatten stellt, so ist es doch nicht nötig gewesen, daß Cameron aus Loyalität zu den Produzenten und dem Budget auf sein Salair verzichtet. Ich persönlich zweifle nicht daran, daß dieser Film auch an den Kinokassen Rekorde brechen wird.

Fazit: Wer das verpaßt ist selber schuld.

von: Sven Buchholz

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