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29.12.1997
Topstory
Kirchen auf Reforkurs
Da immer mehr Menschen aus der Kirche austreten und die meisten Jugendlichen überhaupt nicht mehr wissen, wer Jesus ist, haben die deutschen Kirchen eine Grundsatzreform beschlossen, der den Glauben wieder attraktiv machen soll!
Kernpunkt der Reform: Die Abschaffung der Kirchensteuer. Die Kirchen haben sich zu diesem drastischen Schritt entschlossen, um dem Durchschnittsbürger die Steuerlast ein wenig zu senken. Und um Ihr Ansehen wieder aufzupolieren.
Da diese Einnahmequelle in Zukunft wegfällt, hat man beschlossen, die Kirchen in Deutschland ähnlich der Bundesliga zu vermarkten. Was beim Fußball funktioniert, kann am Glauben nicht scheitern.
Ab 98 muß bei jedem Bericht über die Kirchen deren neues Logo abgebildet werden. 3 Minuten Berichte sind kostenfrei, längere Übertragungen, wie Messen, müssen in Zukunft aber bezahlt werden. D.h. auch der normale Kirchgänger muß Eintritt zahlen. Durch ein gestaffeltes Rabattsystem gibt es natürlich Nachlässe für regelmäßige Kirchgänger. Top-Ereignisse wie Weihnachtspredigten werden zukünftig nur noch im Pay-TV vermarktet.
Die Kirchen steigen aber auch gleichzeitig ins Merchandising ein. Mit Matel bringt man, zum nächsten Weihnachtsfest, den heiligen Joseph und die Jungfrau Maria auf den Markt. Alle Ähnlichkeiten mit Barbie und Ken sind rein zufällig. In den Supermärkten gibt es dann auch geweihte Kerzen, und gesegnete Weihnachten zu kaufen.
Und selbst vor den Würdenträgern macht die Reform nicht halt. Wie wir es vom Sport bereits kennen, werden die Pastoren und Pfarrer demnächst Sponsorhinweise auf ihren Kragen tragen. Die Sonntagspredigt soll von einem örtlichen Unternehmen gesponsort werden.
Auch wir erhalten einen kleinen Obolus für diesen Beitag, wir werden selig gesprochen. Na dann Amen!
von: C. Binder
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