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Deutschland: Der Kanzler kommt, der Kanzler geht.
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26.01.1998
Cybergramme
Deutschland: Der Kanzler kommt, der Kanzler geht.
Staats-, Politik- und Parteienverdrossenheit bezeichnen das neue Unbehagen an der Kultur. Ausgeglühte Visionen bestimmen die vollautomatische Soliditätssprache, mit der unsere Demokratie die Gespenster der Freiheit beschwört.
Das "Null-Bock-Charisma", das unsere politischen Akteure ausströmen, ist ein schlecht gemischtes odeur der Macht, die sich selbst nicht mehr riechen mag. Mit diesem Zwangsparfüm deutscher Kraft und Herrlichkeit werden wir alle imprägniert.
Der Wahlkrampf nicht abdankungsbereiter Politiker, der Legislaturperioden zur moralisch-geistigen Dauerwende verschweißt, rührt inzwischen an den abgeklärten Masochismus der Untertanen.
Wo ist jener Gottschalk im Kanzlernacken mit der altrömischen Triumphbogenverheißung "Bedenke, daß du sterblich bist?" Nach der vorgezogenen Bundestagswahl in Niedersachsen sieht es so aus, daß
unsere Demokratie nicht länger auf biologische Lösungen vertrauen muß. Schröder verkündet: "Ich bin bereit". Leider weiß keiner, vermutlich er auch nicht, wozu er denn bereit ist.
Die neue deutsche Bereitschaftspolitik ist vor allem bereit, Ämter zu übernehmen und hinterher zu sehen, ob die Katastrophen politikfähig sind. Pragmatismus ohne Programmatik ist eine alte politische Kondition.
Der deutsche "Blair" erscheint als die Wiedergeburt des Kanzlers aus dem Geist des Nichts. Im Jungbrunnen der versteinerten Verhältnisse hat Schröder die Beliebigkeitsrhetorik des Kanzlers verinnerlicht.
Jüngster Kommentar des staatsmännischen Ex-Jusos zu Gesprächen mit Strahlemann Blair: "Wir haben uns über inhaltliche Fragen unterhalten". Es stimmt fröhlich, wenn sich Politiker über inhaltliche Fragen abstimmen,
hatten wir Laienprediger einen Moment lang doch geglaubt, Politik sei ein Nullsummenspiel und Politiker tauschten sich nur über Diäten aus.
von: Goedart Palm
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