Deutschland hat einen Skandal mehr. Verstößt Big Brother gegen die Menschenwürde? Während gegenwärtig die Landesmedienanstalten darüber beraten, stellt sich wieder einmal mehr die Frage: Wie weit darf Fernsehen gehen?
Zur Zeit leben neun Kandidaten auf engstem Raum ohne jegliche Form von Privatsphäre. Skandal, rufen die einen, wo bleibt das Blut, andere. Einig sind sich alle nur darin, daß Big Brother in seiner jetzigen Form unhaltbar ist. Sei es die Verletzung der Würde oder nur die schlichte Langeweile. So geht es nicht weiter!
Doch was dann? Was wollen wir sehen? Zugeknöpfte Nonnen auf lustigen Ausflügen oder kopulierende Pärchen am Nachmittag? Moral oder Oral? Nett oder Ted? Der Zapper hat die Macht, denn er bestimmt über die Quoten! Wären die Parteien Fernsehsender, wüßten wir schon am nächsten Tag gegen 9:00 Uhr wo welche Zielgruppe am besten geschlafen hat. Und wer bei wem mit welcher Spende wirbt, wäre auch ersichtlich.
Das Abendland versinkt im Sumpf des Schnöden Mammon, lamentieren die einen, hoch lebe die neue Freiheit, die anderen. Jeder ist seines Glückes Schmied, und wenn sich jemand vor laufender Kamera erschießen will, darf ihn keine LMA daran hindern. Wollt Ihr die totale Unterhaltung?
Insiderinformationen besagen, das Philips zukünftig in jeden Fernseher eine Kamera einbauen will. So kann man anderen oder sich selbst beim fernsehen zusehen. Und falls man sich selbst zu langweilig wird, kann man sich ja abwählen! Ein Anruf bei 0190 genügt, und man wird ersetzt. Hoffentlich ist das neue Ich nicht so langweilig. Und zur Not bestellt man ein anderes beim Teleshopping.